Tausche Fernsehabend gegen Spaziergang!

#gesundmobil - Interview mit André Ronhardt

André Ronhardt ist studierter Sportwissenschaftler und leitet die Fitnessbereiche der KölnBäder. Mit ihm sprachen wir über gesunde Mobilität, wie wir Sport in unseren Alltag integrieren und was Unternehmen tun können, um ihre Mitarbeitenden fit zu halten. 

Was heißt es für dich, gesund mobil zu sein? 

Sport und sportliche Aktivität spielten schon immer eine große Rolle bei mir. Deswegen versuche ich so viel Sport zu machen wie möglich. Dabei steht für mich nicht der Leistungsgedanke im Vordergrund, sondern der Spaß an Bewegung. 

Von daher fällt es mir auch leicht, meine Freizeit mobil zu gestalten. Gesund mobil fängt bei mir schon bei ganz banalen Sachen an. Wenn ich jetzt beispielsweise die Wahl habe zwischen Aufzug und Treppe, entscheide ich mich für die Treppe. Mein Auto lasse ich weitestgehend zu Hause. Ich versuche so viel wie möglich zu Fuß oder mit dem Rad zu erledigen. Außerdem bin ich auch im Urlaub mobil. Wenn ich eine Stunde am Strand liege, habe ich auch ganz schnell den Beachballschläger in der Hand oder den Fuß am Ball.  

Trainieren im Fitnessstudio ist sehr zeitintensiv. Wie siehst du das? Wie viel Zeit brauche ich für ein effektives Training? 

Es hängt maßgeblich davon ab, was ich für eine Zielsetzung habe. Wenn ich in ein Fitnessstudio gehe und möchte sichtbaren Muskelzuwachs haben oder ich bin Leistungssportler, eventuell sogar in einer Wettkampf-Vorbereitung, dann ist natürlich die Trainingsdauer und -frequenz wesentlich höher, als wenn ich mich in einem Studio anmelde, weil ich etwas für meine Gesundheit tun möchte. 

Der häufigste Fehler, den Mitglieder machen, ist ihre Ziele zu hoch zu stecken. Man kann nicht von null auf 100 starten. Die Muskulatur braucht Zeit, sich anzupassen und Regenerationszeit, um die Trainings-Reize zu verarbeiten. Es führt häufig zu Frust und Motivationsverlust, wenn man die hochgesteckten Ziele nicht erreicht. Deswegen geben wir die Empfehlung, die Trainingszeit realistisch einzuschätzen. Es reicht schon aus, ein Trainingsprogramm zweimal die Woche über 45 Minuten durchzuführen. Man tut etwas für die Kräftigung der Muskeln, das Immunsystem wird gestärkt, Stoffwechselvorgänge werden durch ein moderates Ausdauertraining oder Krafttraining in Schwung gebracht. Also die Effekte sind groß, auch bei geringerem Zeitaufwand. 

Kann man auch während eines Acht-Stunden-Tages im Büro sportlich sein? 

Absolut! Durch einseitige Fehlbelastung beim Sitzen kommt es häufig zu muskulären Dysbalancen, der Nacken schmerzt, die Brust-Muskulatur verkürzt sich, man hat eine gekrümmte Position und es kommt zu Blockaden. Wenn ich dann auch noch nach der Arbeit mich ins Auto setze und den Feierabend auf der Couch vor dem Fernseher verbringe, ist das natürlich nicht optimal. Da fehlt einfach die Bewegung und dem kann man durch einfache Übungen auch während der Arbeit am Arbeitsplatz entgegenwirken.  

Neben einer optimalen ergonomischen Arbeitsplatzgestaltung kann man viel für seine Beweglichkeit tun. Beispielsweise nicht die ganze Zeit sitzen, sondern aufstehen, durchs Büro laufen. Man kann ein leichtes Übungsprogramm erlernen von fünf sechs Übungen, wie etwa Kniebeugen oder Liegestütze an der Wand, Dehnungsübungen für die Nacken- oder für die Brustmuskulatur. Sinnvoll, aber nicht unbedingt ein Muss, ist der Einsatz von Kleingeräten, wie Theraband, kleinen Hanteln oder Blackrolls zum Faszien-Training. Und wenn man es dann noch schafft, nach der Arbeit vielleicht mal den Fernsehabend gegen kleine Spaziergänge auszutauschen, hat man schon viel gewonnen. 

Was können Unternehmen tun, damit Mitarbeiter: innen gesünder mobil sind?  

Ich glaube, dass es bereits gute Ansätze gibt. Zum Beispiel Unternehmen, die Kooperationen mit Fitnessstudios haben, wo die Mitarbeiter kostenfrei oder zumindest kostengünstiger trainieren können. Größere Unternehmen bieten ihr eigenes Gesundheitsprogramm in Form von Entspannungskursen, Yoga, oder der klassischen Rückenschule an. Ein weiteres Beispiel ist das Angebot eines Jobrad-Programms, das durch Entgeltumwandlung den Mitarbeitenden die Möglichkeit bietet, Fahrräder günstig zu leasen. 

Gefördert werden sollten auch Sportveranstaltungen, wie Volks- oder Firmenläufe. Das hat einen Eventcharakter für die Mitarbeitenden, die wirklich heiß darauf sind, sich dort auch anzumelden. Und es bleibt ja nicht nur bei dem Event, die Mitarbeitenden wollen sich dann auch auf den Lauf entsprechend vorbereiten, organisieren Lauftreffs oder machen Fitness Checks im Studio.  

Sport ist Mord? Gibt es aus deiner Sicht ein Gerücht über Sport oder Gesundheit, das du gerne mal aufklären möchtest? 

Sport ist Mord kann ich natürlich nicht bestätigen. Im Gegenteil: Es ist unbestritten, dass durch moderate sportliche Belastungen die Lebenserwartung deutlich erhöht wird. Für mich wäre ein Leben ohne Sport nicht vorstellbar – eben gesund mobil sein und bleiben. 

Vielen Dank André für das Interview.