Olga goes ‚E’​: Mein Weg zur Elektromobilität

Dr. Olga Nevska (Geschäftsführerin Telekom MobilitySolutions)

Es ist wieder mal soweit: mein Arbeitsvertrag mit der Deutschen Telekom sieht vor, dass ich alle drei Jahre einen neuen Firmenwagen bestellen kann. Als Geschäftsführerin der Telekom MobilitySolutions werde ich natürlich mit gutem Beispiel vorangehen und in diesem Jahr auf Elektromobilität umsteigen. Schließlich haben wir als innovativer Mobilitätsprovider in den vergangenen Jahren ein ansehnliches E-Portfolio aufgebaut und unser Angebot so flexibilisiert, dass für alle Bedürfnisse etwas dabei ist. Klar, da sind noch ein paar Rahmenbedingungen zu klären. Aber so schwierig kann es ja nicht sein. Also los, auf in die Mobilität der Zukunft!

Nicht ohne mein Auto

Eines vorweg: Ich bin der Überzeugung, dass gerade im urbanen Raum die geteilte, vernetzte Mobilität jenseits des eigenen Autos das Rennen machen wird. Deshalb bieten wir unseren Mitarbeitenden attraktive flexible Angebote und arbeiten intensiv an der Entwicklung einer digitalen Mobility-as-a-Service-Plattform für garantierte und nachhaltige Mobilität. Aber leider lässt heute noch nicht jede Lebensrealität ein solches Modell zu. Als Pendlerin zwischen Köln und Bonn und als Mutter einer sechsjährigen Tochter bin ich derzeit auf das Auto angewiesen. Noch kann ich meine täglichen Routinen und die Strecken zwischen Zuhause, Büro, Kita, Supermarkt usw. nicht nahtlos mit öffentlichen und geteilten Verkehrsmitteln bewältigen.

Ich schaute mir also die in unserer Flotte verfügbaren rund 30 E-Modelle an und schwelgte in meiner Zukunft als klima- und ressourcenschonende Verkehrsteilnehmerin. Sehr coole Autos, da fällt die Wahl schwer. Aber es gab auch diese typischen Fragen, die jede:n Umsteiger:in beschäftigen und die jetzt auch in unserer Familie beim Abendessen diskutiert wurden.

Doch nicht so einfach?

Da wäre die Sache mit dem Nachladen: Wir leben in einem Mehrfamilienhaus in der Kölner Innenstadt. Auf absehbare Zeit wird es dort keine Lademöglichkeit geben. Was also sind die Optionen? Zunächst natürlich das Laden am Arbeitsplatz. Aber Hand aufs Herz, wenn wir im Mai alle aus der Homeoffice-Isolation ins Büro zurückkehren, dann wird es schnell eng. Die Zahl der Ladesäulen im Bonner Telekom-Headquarter reicht noch nicht aus. Auch das Angebot an Ladestationen auf der Autobahn ist ausbaufähig. Von der Situation an Einkaufszentren, Hotels oder Baumärkten reden wir besser nicht. IKEA und Lidl machen es zwar vor, aber (noch) nicht alle machen’s nach.

Schaut man auf die Reichweite der diversen Modelle, wird schnell klar, dass auch hier mit Einschränkungen zu rechnen ist. Bei den täglich 120 km, die ich zurücklege, ist bei einer durchschnittlichen Reichweite von 300 – 400 km ein regelmäßiges Nachladen erforderlich. Und das ist nicht wie bei Shell oder ARAL eine Sache von fünf Minuten. Hinzu kommt, dass einige Provider sehr kreativ in der Preisgestaltung sind. Je nach Ladestation fällt das Tanken nicht immer günstiger aus als beim konventionellen Antrieb. Die fehlende Transparenz für die jeweils geltenden Preise sorgt da schon mal für böse Überraschungen.

Kommen wir zum Thema Komfort. Bei den meisten Elektroautos ist der Kofferraum immer noch sehr klein. Es sei denn, ich entscheide mich für einen E-SUV, was nicht meine Präferenz ist. Kombis gibt es keine, ist also alles wenig familienfreundlich. Und schon gar nicht urlaubskompatibel, denn in vielen Urlaubsländern lässt die Ladeinfrastruktur noch zu wünschen übrig. Auch hier also ist meine Reisefreiheit eher limitiert.

Ab in die Zukunft

Trotz aller Veränderungen bin ich überzeugt davon, dass ‚E’ der richtige Schritt ist. Dass ich meinen Alltag anders würde organisieren müssen, wusste ich. Vielleicht entschleunigen die neuen Fahrgewohnheiten diesen ja sogar. Und dann sind da noch die attraktiven Steuervorteile und mein verbesserter CO2-Footprint (der allerdings nur bei grünem Strom so richtig Wirkung entfaltet).

Außerdem haben wir bei der Telekom die Möglichkeit der Ersatzmobilität. Wenn ich also in den Urlaub fahre, kann ich mir einen Verbrenner ‚leihen’. Auch Autoabo-Modelle setzen sich bei uns mehr und mehr durch, die es erlauben, jederzeit auf den Fahrzeugtyp umzusteigen, der zur aktuellen Situation passt. So haben wir es geschafft, dass mittlerweile 40% der Neubestellungen Elektrofahrzeuge sind.

Alles Weitere regelt hoffentlich in naher Zukunft der Markt. Und da stehen die folgenden Themen ganz oben auf der Wunschliste: 1. Verbesserung der Ladeinfrastruktur, 2. Ausbau der Modellvielfalt und Abdeckung und 3. eine faire und transparente Preisgestaltung.

Ich bleibe also trotz aller Bedenken bei meiner Entscheidung und habe mich für ein kleines Auto mit optimaler Reichweite entschieden. Auch dafür, vor allem bei Geschäftsreisen noch häufiger auf die Bahn umzusteigen. Von den Einsparungen durch Steuervorteile werden wir uns im Urlaub sicherlich bald mal wieder ein schickes Wohnmobil leisten. Das haben wir in Pandemiezeiten bereits erfolgreich getestet und unsere Tochter war begeistert. Wir tragen die Verantwortung für die Zukunft unserer Kinder auf einem lebenswerten Planeten. Unser Mobilitätsverhalten kann dazu einen wertvollen Beitrag leisten.