Iridegreen – Interview mit Michael Hagspihl
In unserer Interviewreihe #Iridegreen sprechen wir mit Top-Führungskräften der Deutschen Telekom, die im Sinne von „Walk the Talk“ neue Wege in der Mobilität gehen. Michael Hagspihl, SVP Global Strategic Projects and Marketing Partnerships ist u.a. verantwortlich für die Nachhaltigkeitsstrategie des Konzerns. Mit ihm sprachen wir über nachhaltige Mobilität und fanden einen echten Bahn-Fan!
Wir als Konzern haben sehr ambitionierte Klimaziele. Was tust du selbst, um nachhaltig zu sein?
Wie viele andere bei der Deutschen Telekom bin ich auch persönlich auf einem Weg der Umstellung und bestimmt noch nicht da, wo ich es mir selbst als Ziel gesetzt habe. So haben wir beispielsweise zuhause auf Solarstrom umgestellt, unser Wasser wird mit Sonnenenergie erhitzt. Außerdem haben wir für die Familie ein Elektrofahrzeug angeschafft, das wir für alltägliche Fahrten nutzen.
Und dann versuche ich, Dienstreisen immer mehr mit der Bahn zu erledigen. Über die Bahn wird viel geschimpft, aber ich habe durchaus gute Erfahrungen mit der Bahn gemacht.
Gibt es bestimmte Verhaltensweisen oder Menschen, die dein Nachhaltigkeitsverhalten beeinflusst haben?
Natürlich habe ich viel gelernt durch die Chance, das Thema Nachhaltigkeit seit 2022 für die Deutsche Telekom mit dem Team rund um meine Kollegin Melanie Kubin-Hardewig voranzutreiben. Hierdurch habe ich einen umfassenden Einblick in unsere Nachhaltigkeits-Maßnahmen bekommen: beispielsweise in die Elektrifizierung der Flotte, in unsere Strombeschaffung, oder etwa in das Thema Circularity. Das sind Treiber, die auch mein Nachhaltigkeitsverhalten beeinflusst haben.
Aber auch meine Kinder spielen eine Rolle. Sie sind konsequente Radfahrer. Wenn ich dann einmal ins Verbrenner-Auto steige, werde ich schon mal komisch angeschaut [lacht].
Als Vertreter der Deutschen Telekom warst Du sehr involviert in die Europameisterschaft. Wie bist Du in dieser Zeit gereist?
Ich habe es bis auf zwei, drei Autofahrten geschafft, alle Strecken mit der Bahn zu fahren.
Neben dem Nachhaltigkeitsaspekt gibt es in der Regel kaum einen Zeitverlust, wenn man auf die Bahn umsteigt. Selbst die Strecke von München nach Münster war, verglichen mit dem Flugzeug, mit der Bahn schneller zu bewältigen. Außerdem habe ich im Zug arbeiten können. Unsere Netze werden immer besser, auch große Datenmengen zu verschicken ist kein Problem. Insofern bin ich mit der Bahn entspannt zu den einzelnen Locations gereist.
Die Bahn wird viel kritisiert, auch insbesondere während der Fussball-Europameisterschaft. Doch ich muss hier ein Lob aussprechen. Mir hat es Spaß gemacht und ich würde auf diesen Strecken immer wieder den Zug nehmen.
Wie wichtig ist das Thema Mobilität für die Nachhaltigkeitsstrategie der Telekom? Tun wir genug oder haben wir noch Luft nach oben?
Mobilität hat einen hohen Stellenwert und ist ein entscheidender Hebel zur Erreichung unserer Klimaziele. Wir wollen Vorreiter sein. Und deshalb bin ich stolz, dass wir als Konzern so konsequent entschieden haben, unsere ganze Flotte zu elektrifizieren.
Dazu gehört auch, dass wir unseren Kolleginnen und Kollegen ein Portfolio anbieten, das für ihre Zwecke und in ihrem Arbeitsalltag die besten Lösungen bietet. So berichten mir beispielsweise die Kolleginnen und Kollegen aus dem Außendienst, dass wir mit unseren neuen Elektro-Fahrzeugen die richtige Wahl getroffen haben. Ich glaube, E-Mobilität so konsequent umzusetzen, ist für uns als Telekom absolut der richtige Schritt.
Welche Maßnahmen siehst du, um Mitarbeitende noch stärker dazu zu bewegen, nachhaltige Mobilitäts-Angebote zu nutzen und so auch die CO2-Emissionen im Pendlerverkehr zu reduzieren?
Ich komme aus einer Fahrradstadt, deshalb würde ich als erstes appellieren, noch häufiger aufs Fahrrad umzusteigen. Wir haben ein tolles Fahrrad-Leasing-Programm, auch mit sehr coolen E-Bikes, die gerade für das Pendeln auf der Kurzstrecke bestens geeignet sind. Ich durfte selbst schon eines fahren, insofern muss es nicht immer das Auto sein.
Außerdem ist das Deutschlandticket der Deutschen Bahn ein interessantes Angebot, abhängig von der persönlichen Situation des Einzelnen.
Auch ein vernünftiges Maß an Homeoffice hilft, den Pendlerverkehr zu reduzieren. Ich glaube zwar, man muss wieder zusammenkommen, um kreativ zu sein. Aber dort, wo es möglich ist, sollte man nicht in der Rush Hour pendeln, sondern zu anderen Zeiten fahren und damit den Verkehr entlasten.
Jede und jeder muss für sich das richtige Mobilitätskonzept finden. Mit der goodride-App haben wir ein digitales Tool, mit dem man individuell die für die jeweilige Situation besten Verkehrsmittel miteinander kombinieren kann. Mich hat die App sofort an Magenta TV erinnert. Auf Magenta TV bündeln wir lineare Sender, eigene Produktionen und große Streamingdienste. Und bei der App ist es ähnlich. Sie führt unterschiedliche Mobilitäts-Anbieter zusammen. Warum muss ich viele verschiedene Apps haben, wenn ich alles in einer Anwendung nutzen kann?
Ich habe mich jedenfalls sehr gefreut, als ich die goodride App gesehen habe. Ein sehr cooler Ansatz und ein tolles Produkt!
Stell Dir vor, du bist eine Woche Verkehrsminister. Was würdest Du ändern oder vorantreiben?
Ich bin nicht erfreut über die aktuelle Diskussion, das Verbrenner-Verbot aufzuweichen. Ich sehe manche Argumente, aber wenn wir es zu sehr verwässern, geht der Impuls und der Ruck durch die Gesellschaft hin zu mehr Nachhaltigkeit, den ich aktuell spüre, wieder verloren.
In meinen Augen waren die Subventionen für die Elektromobilität sinnvoll, um Anschubfinanzierung zu leisten und ich glaube, den Impuls sollten wir nicht nehmen. Außerdem würde ich mich massiv für den Ausbau der Ladeinfrastruktur einsetzen. Dies führt zur stärkeren Akzeptanz der E-Mobilität und es hilft, dass Menschen nicht zu sehr in ihren erlernten und gewohnten Abläufen unterbrochen werden. Elektromobilität muss convenient gestaltet werden. Und dazu gehören gute Autos, gute Portfolios, gute Preise und gutes Laden.