Iridegreen – Interview mit Christina Kiehl

„Den Dienstwagen abzugeben war mein Schritt zu nachhaltigerer Mobilität!“

In unserer Interviewreihe #Iridegreen sprechen wir mit Top-Führungskräften der Deutschen Telekom, die im Sinne von „Walk the Talk“ neue Wege in der Mobilität gehen. Christina Kiehl, SVP Customer Development & Digital Success der Telekom Deutschland GmbH verzichtet auf das Auto und fährt Fahrrad, Bahn und ÖPNV.

Wie ist es eigentlich dazu gekommen, dass du auf das Fahrrad umgestiegen bist und dein Dienstfahrzeug zurückgegeben hast?

Wir sind letztes Jahr mit dem Fahrrad vier Wochen durch Norwegen unterwegs gewesen. Und während dieser Zeit musste ich mich entscheiden, ob ich mir einen neuen Dienstwagen bestelle. Aufgrund meiner sehr positiven Erfahrung in diesem Urlaub habe ich mich entschieden, auf das Auto zu verzichten und habe es bis jetzt noch keinen einzigen Tag bereut.

Wir wohnen mitten in Köln und der Bahnhof ist nicht weit. Für die Strecke nach Bonn nehme ich den Zug. Und für die Strecke vom Bonner Bahnhof ins Büro nutze ich das Fahrrad.

Wie hat sich denn dadurch dein Alltag verändert?

Die Kinder mussten sich ehrlicherweise ein bisschen umstellen. Anfangs haben sie sehr gemoppert. [lacht] Jetzt haben sie das Deutschland-Ticket, fahren mit der Bahn und finden das richtig gut.

Die Alltagseinkäufe mache ich zu Fuß mit dem Rucksack. Und wenn ich mal Wasserkisten brauche, nehme ich mir ein Carsharing-Auto. Auch in den Urlaub geht’s ohne Auto.

Besonders den Kindern eröffnet man so ganz neue Perspektiven. Früher waren sie es gewohnt, dass wir immer mit dem Auto überall hingefahren sind. Und jetzt merken sie, zu Fuß, mit dem Fahrrad oder der Bahn geht auch gut. Wir kommen überall an und brauchen meist nicht länger.

Was könnte aus deiner Sicht ein Hebel sein für die Politik, um Menschen noch mehr zu motivieren, nachhaltig mobil zu sein?

Ein ganz großer Hebel ist meines Erachtens das Deutschland-Ticket. Für 49 Euro im Monat kann man die Bahn, Bus, Zug oder Regionalverkehr nutzen. Das finde ich super und ich hoffe, dass das Deutschlandticket noch lange bestehen bleibt.

Der zweite Hebel ist aus meiner Sicht die Infrastruktur in Städten. Wir sehen immer mehr Fahrradstraßen, das hilft. Aber wenn man in die Niederlande schaut, sind dort Fahrradwege ganz anders etabliert. Hier kann die deutsche Politik viel Gutes tun und investieren. Einfach eine gute Infrastruktur für Fußgänger und Fahrradfahrer schaffen und den ÖPNV ausbauen – vor allem, was auch die Taktung betrifft.

Außerdem kostet in Köln ein Parkticket für Anwohner in der Innenstadt für ein ganzes Jahr nur 30 Euro. Aus meiner Sicht ist das viel zu günstig, insbesondere wenn man die Innenstädte autofrei bekommen möchte. Denn jeder, der in einer Innenstadt lebt, wird davon profitieren, wenn wir deutlich weniger Verkehr haben. Wenn man heute in Köln in einem Straßen-Cafe sitzt, dann meistens an einer großen Straße mit sehr viel Verkehr. Da gibt es doch einige Städte in Europa, die anders mit der Mobilität umgehen und damit auch viel mehr Lebensqualität für die Menschen schaffen.

Was können wir als Deutsche Telekom tun, damit noch mehr Mitarbeitende auf Bahn, Fahrrad oder ÖPNV umsteigen?

Wir haben schon super Initiativen wie etwa das Jobfahrrad. Das ist sicher ein Motivator, viele Kolleginnen und Kollegen dazu zu bringen, sich ein Fahrrad zu kaufen oder zu leasen.

Und schließlich die Frage, ob man als Unternehmen das Deutschland-Ticket subventioniert. Denn je günstiger es für die Menschen ist, desto mehr wird es sicherlich auch genutzt.

Wenn du Verkehrsministerin wärst, was würdest du tun, damit die Mobilität in Deutschland sich verändert?

Ich denke, Pünktlichkeit, Verlässlichkeit und auch die Frequenz, wie häufig öffentlicher Verkehr zur Verfügung steht, sind ganz wichtige Faktoren. Und wenn dies gegeben ist, also wenn ich schnell mit öffentlichen Verkehrsmitteln ans Ziel komme, mich darauf verlassen kann, dann ist man so viel schneller und besser unterwegs als mit dem Auto. Alles sicher sehr gute Hebel, Menschen davon zu überzeugen, ihr Auto stehen zu lassen. Aber dies ist leider zurzeit noch nicht die Realität, da muss die Politik konsequent ansetzen.

Ein Blick in die Zukunft. Wie sieht aus deiner Sicht die Mobilität in 30 Jahren aus?

Ich glaube, in 30 Jahren wird es keine Autos mehr geben, so wie wir sie heute kennen. Es wird sehr viel umweltschonendere und klimafreundlichere Möglichkeiten geben, um von A nach B zu kommen, die uns aber trotzdem nicht einschränken. Und ich hoffe, dass wir wegkommen von dem Einzelpersonenverkehr, wie wir ihn heute ja primär noch haben.

Vielen Dank, liebe Tina, für das Gespräch!