Betriebliche Mobilität: wohin geht die Reise?
Clemens Noll-Velten (Chefredakteur bfp FUHRPARK & MANAGEMENT) spricht mit Olga Nevska
Weg vom Pendlerverkehr – hin zu geteilter und integrierter Mobilität. Die TelekomMobility Solutions setzt auf eine Diversifikation des Produktportfolios, um Mobilität bedarfsgerecht und innovativ zu gestalten. Mehr zu den Herausforderungen der gegenwärtigen Mobilitätswende sowie den Ansätzen zur Senkung der CO2-Emissionen erfahrt ihr im Interview mit bfp – Fuhrpark und Managment.
Sie verantwortet nicht nur den Fuhrpark – sondern die gesamte Mobilitätsstrategie bei einem der größten Unternehmen Deutschlands. Im Interview verrät Mobilitätsvordenkerin Olga Nevska, Geschäftsführerin der Telekom Mobility Solutions, welche Ansätze im Bereich nachhaltige Mobilität die Telekom bereits erfolgreich eingeführt hat, welche Innovationen noch auf der Agenda stehen – und wohin die Reise im Bereich betriebliche Mobilität gehen kann.
bfp: Sie gelten als eine der einflussreichsten und bestvernetzten Mobilitätsmanagerinnen Deutschlands. Wie groß ist denn der Fuhrpark, den Sie betreuen?
Olga Nevska: In den Aufgabenbereich der Telekom Mobility Solutions fallen sämtliche Firmenfahrzeuge der Deutschen Telekom. Dabei handelt es sich um rund 22.000 Fahrzeuge: 14.000 davon werden rein gewerblich genutzt. Dies sind überwiegend Servicefahrzeuge für die Kundentermine unserer Techniker und speziell ausgestattete Fahrzeuge, die den Rollout unseres Netzes sicherstellen.
6.000 Fahrzeuge sind Firmenwagen, die auch privat genutzt werden und somit in die Car Policy fallen: Das sind größtenteils Firmenwagen für Beratung, Sales und Vertrieb – aber auch etwa 1.000 klassische Dienstwagen, die wir als Benefit unseren Executives zu Verfügung stellen. Dazu kommen ca. 240 Sharing-Fahrzeuge sowie ein gewisser Anteil an Fahrzeugen, die sich aktuell in der Qualitätsinspektion, in Tests oder der Aussteuerung befinden.
Gibt es Alternativen für Firmenwagenberechtigte, wenn sie auf einen Wagen verzichten wollen?
Olga Nevska: Wir bieten mittlerweile zahlreiche Instrumente, die als Alternative zum Dienstwagen genutzt werden können. Dabei handelt es sich um eine Art Benefit Budget, bei dem die KollegInnen selbst entscheiden können: Nehme ich den Dienstwagen oder doch lieber eine BahnCard für mich und meinen Partner, investiere ich den geldwerten Vorteil lieber in meine Rente, lasse ich mir das Geld auszahlen oder investiere ich in mein Lebensarbeitszeit-Konto, um eventuell ein Sabbatical zu nehmen oder früher in Rente gehen zu können.
Wir beobachten, dass die Anreize step by step wirken und dazu führen, dass sich immer mehr KollegInnen für Alternativen zum Dienstwagen entscheiden.
Der klassische Dienstwagen stellt allerdings nur einen Teil der Telekom-Flotte…
Olga Nevska: Das ist richtig. Einen großen Teil unserer Flotte besteht aus Service- und Technik-Fahrzeugen. Diese brauchen wir nach wie vor, weil unsere Servicetechniker vor Ort beim Kunden Servicedienstleistungen erbringen oder deutschlandweit das Glasfasernetz ausbauen. Durch neue digitale Möglichkeiten können unsere Techniker heute viele Störungen auch remote erledigen, und müssen weniger häufig rausfahren. Dadurch benötigen wir auch in der Gewerbe-Flotte langfristig weniger Fahrzeuge.
Parallel dazu setzen wir auch in unserer Gewerbe-Flotte immer stärker auf Sharing: Das Prinzip dahinter ist klar: Man muss in der Zukunft nicht für jeden Techniker ein Auto haben, um Störungen zu beheben.
Auch Mikromobilität findet Einsatz in der Service-Flotte -wir setzen verstärkt auf E-Scooter. Techniker teilen sich ein Fahrzeug, fahren gemeinsam in die Stadt und haben dort jeweils einen Scooter, um Kunden zu erreichen. Das Auto wird dabei so etwas wie ein „mobiles Lager“. Elektro, Mikromobilität und Flexibilität sind für uns also die großen Treiber, wenn es um die Diversifikation des Portfolios geht.
Sehen Sie sich bei diesen ganzen vielen Angeboten noch als Fuhrparkmanagerin?
Olga Nevska: Nicht mehr – und auch bewusst nicht mehr, denn die Erwartungen, Wünsche und Anforderungen haben sich grundlegend geändert. Unsere Mitarbeitenden wollen nicht mehr „nur Fuhrpark“ und nicht mehr „nur Auto“, sie erwarten bedarfsgerechte, effiziente und niedrigschwellige Mobilitätslösungen. Und diesen Bedarf wollen wir als Telekom Mobility Solutions optimal abdecken. Daher stehe ich für den Begriff Mobilitätsmanagement.